Weylthaar (aka Lars Banhold)

Vier Fragen zu Rolf Dieter Brinkmann

1. Wie bist Du auf Rolf Dieter Brinkmann aufmerksam geworden?

Foto: privat

Das muss vor 15 Jahren gewesen sein, als Sex, Wörter, Schnitt gerade raus war.1Vgl. Rolf Dieter Brinkmann: Wörter Sex Schnitt. Originalaufnahmen 1973. Hrsg. von Herbert Kapfer und Katarina Agathos. Unter Mitarbeit von Maleen … Continue reading Da kam dann was in der Zeitung oder im Radio drüber. Das klang ganz spannend und ich wollte die CDs haben, konnte mir das als Student aber nicht leisten – oder ich war zu geizig, keine Ahnung. Es hat danach fast ein Jahr gedauert, bis ich die in der Stadtbücherei gefunden habe. Ich weiß, wie ich dann in der Küche vor der kleinen Anlage saß, noch mit Mantel an und allem, und Brinkmann beim Schimpfen zugehört habe. Das hat mich damals tierisch beeindruckt. Erst fand ich es nur cool und ein bisschen „Punk Rock“, aber dann hat es mich richtig berührt und ich habe gemerkt, dass da viel drinsteckt.

Ein paar Tage später habe ich übrigens eine alte Ausgabe von Keiner weiß mehr in meinem Bücherregal gefunden. Bis heute weiß ich nicht, wie das Buch dahin gekommen ist. Ich hatte es selbst nicht gekauft und damals niemanden gefunden, der Anspruch darauf erhoben oder es auch nur gekannt hätte. Noch ist es nicht wieder verschwunden. Ich behalte das aber im Auge.

2. Welcher seiner Texte hat Dir am besten gefallen?
Ich bin weiterhin von den Audio-Aufnahmen begeistert. Das ist so ein Beispiel, das mich noch immer mitnimmt:

Ansonsten mag ich vor allem die vor 1970 entstandenen Gedichte, die in dem Band Standphotos gesammelt sind.2Vgl. Rolf Dieter Brinkmann: Standphotos. Gedichte 1962–1970. Reinbek: Rowohlt 1980 (benannt nach dem gleichnamigen Einzelband von 1969 → zur … Continue reading Die kurzen, knappen Sachen, die in ein paar Zeilen ganz präzise eine Welt bzw. deren Wahrnehmung festhalten. Kein Schnickschnack, nur Wahrheit.


3. Was hättest Du Brinkmann gerne noch persönlich gesagt?
Ich hätte ihn ja als bereits älteren, vielleicht sogar „arrivierten“ Autor kennengelernt. Wahrscheinlich wäre ich viel zu eingeschüchtert gewesen, um mit ihm zu reden. Ich bin eh total scheiße darin, mit anderen Autoren über Literatur zu reden, vor allem, wenn da so ein Gefälle herrscht. Also hätte ich ihn wahrscheinlich nur gefragt, wo er damals in Essen gewohnt und wie es ihm im Pott gefallen habe.3Anm. R. Di Bella: Rolf-Dieter Brinkmann absolvierte zwischen 1959 und 1962 eine Buchhändlerlehre in Essen, in der katholischen Münsterbuchhandlung … Continue reading

4. Ergänze bitte folgenden Satz: Rolf Dieter Brinkmann ist…
…dagewesen!


Zur Person
Weylthaar ist 1982 im Ruhrgebiet geboren. Und weil er nun schon einmal da war, wuchs er dort im Anschluss auch direkt auf. Lebt, nach einigen Jahren im Rheinland, momentan in Wattenscheid, schreibt Gedichte und Kurzgeschichten, zeichnet und macht Musik für verschiedene Projekte. Veröffentlichungen u.a. in den Literaturzeitschriften DreckSack. Lesbare Zeitschrift für Literatur, MAULhURE. underground literatur magazine und PressWurst. Texte für eine schöne neue Zeit. Zuletzt erschienen ist: Schisskojenno. Situationstexte. Bochum: Jugaad-Ruhr Verlag 2022.

Mehr Informationen
Weylthaar ist das literarische Pseudonym des Literaturwissenschaftlers und Übersetzers Lars Banhold. Über beide informiert eine gemeinsame private Website. Siehe außerdem auf Brinkmann, wild gefleckt den literaturwissenschaftlichen Gastbeitrag von Lars Banholds über Brinkmann & Batman.

Weylthaar in mosaik. zeitschrift für literatur
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Anmerkungen[+]

Über Roberto Di Bella

Dr. Roberto Di Bella: Literaturwissenschaftler & Kulturvermittler
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