Brinkmanns Worte und OrteMit seiner Lyrik, Prosa sowie seinen intermedialen Arbeiten hat Rolf Dieter Brinkmann (1940-1975) die Literatur der Bundesrepublik nachhaltig beeinflusst, zu Lebzeiten wie posthum. Ebenso bedeutsam sind seine Aktivitäten als Herausgeber und Übersetzer im Kontext der damaligen Kölner Kunst- und Literaturszene. Geleitet wurde Brinkmann dabei auch im posthum erschienenen 'Spätwerk' wesentlich von der Utopie einer befreiten Wahrnehmung. So kann sein Werk auch als kulturelles Archiv einer von Umbrüchen geprägten Generation betrachtet werden. Auf diesem Blog informiere ich über Leben und Werk sowie die vielfältige Rezeption dieses zeitgenössischen Klassikers.
Das Buch zu BrinkmannMeine Studie beschreibt das ausufernde Spätwerk Brinkmanns ab 1970 erstmals als Schreibprojekt. Unter dem Einfluss von Autoren wie Karl Philipp Moritz, Rimbaud, Burroughs und vielen Theorieimpulsen sammelt er bis zuletzt Materialien für ein Werk, das „fiktive Autobiographie“, „Grundlagenforschung der Gegenwart“ und „Roman meiner Generation“ zugleich sein sollte. Seine Tagebuch- und Briefkonvolute, die Collage "Schnitte" wie auch der Lyrikband "Westwärts 1&2" werden somit in kontextualisierenden Detailanalysen als Etappen eines Kontinuums lesbar gemacht und in meiner Studie als Ausdruck eines noch unverwirklichten Sprach(t)raums neu gedeutet.
Brinkmanns Leser*innenBrinkmanns Schreiben war stets auf der Spur der Gegenwart. Selbst nach seinem frühen Tod 1975 bleibt er ‚anstößig‘, im doppelten Wortsinn: provokativ und anregend. Dies zeigt gerade seine kreative Rezeption, die weit über die Literatur hinaus geht. So haben sich auch zahlreiche Persönlichkeiten aus Kunst, Schauspiel oder Film mit seinen Texten, Denkansätzen und Bilderwelten auseinandergesetzt. Ich sammle und dokumentiere solche Spuren und befrage zudem Leser*innen und Zeitgenoss*innen des Autors zu ihren (Lese-)Erinnerungen. Hinzu kommen Beiträge (eigene wie von Gästen) zu Brinkmann wie auch der deutschsprachigen Literatur von damals und heute.
„WARUM HIER HALTMACHEN? WARUM IRGENDWO HALTMACHEN?“
Niemand kann sagen, was er seit seinem frühen Tod 1975 nicht noch hätte leisten können: als Dichter, Schriftsteller, "Medienarbeiter" und Übersetzer, wie er die deutsche Literatur und Kultur weiter beeinflusst hätte. „Die Hauptstraße, auch der Gedanken, ist aus 6spurigem Asphalt”, heißt es einmal in Rom, Blicke. Dabei bleibt er für viele weiterhin ‚anstößig‘, im doppelten Wortsinn: provokativ und anregend, wie die Spuren und Stimmen auch auf diesem Blog zeigen. "Mag sein, dass er bis heute das ist, was er zu Lebzeiten bereits war: Ein Außenseiter. Ein Sonderling. Ein Eckensteher", schrieb Jens Uthoff zum 40. Todestag des Autors 2015 in der taz. "Einer, der sich fatalistisch, fast zwanghaft in eine solche Position katapultierte, würden die einen sagen; einer, der unbedingt und mit Furor das literarische Schreiben im deutschsprachigen Raum revolutionieren wollte und nicht anders konnte, als zum Wortvandalen zu werden, die anderen. In jeder Verneigung vor ihm steckte dabei auch ein wenig Abscheu. Und in jeder Verachtung auch ein bisschen Bewunderung".
BRINKMANN, AKTUELL
Unter der Kategorie BRINKMANN AKTUELL dokumentiere ich ausgewählte neue Veröffentlichungen aus Forschung und Feuilleton der letzten fünf Jahre sowie Hinweise auf aktuelle Projekte (Forschung, Edition etc.). Aufgeführt werden insbesondere wissenschaftliche Monografien und Zeitschriftenbeiträge, welche sich explizit mit Rolf Dieter Brinkmanns Werken, Themen und Verfahren beschäftigen bzw. ihn im Hinblick auf Epoche, Schreibkonzepte oder Literaturströmung behandeln. Hinzu kommen Gastbeiträge aus Wissenschaft und Kultur. (Mehr Infos)