Eckhard Rhode: Der dämonische Zug…

Ausgehend von einem “Gedicht in Prosa” des symbolistischen Dichters  Stéphane Mallarmé (1842-1898) beschreibt Eckhard Rhode eindringlich die oft auch dämonischen Sprachwirkungen, die einem Schriftsteller begegnen können, der (mit Begriffen Jacques Lacans gesprochen) in seinem Schreiben das unsichere Feld zwischen dem Sagbarem und Unsagbarem, dem Symbolischen und Realen erforscht.

In seinem sprachkritischen Essay liest Rhode hierbei Mallarmé mit Texten von Sigmund Freud, Jacques Lacan und Franz Kaltenbeck, mit Filmen von Alfred Hitchcock und Heinz Emigholz sowie in Bezug auf Rolf Dieter Brinkmann und seine Text-Bild-Montage “Schnitte”. Eckhard Rhode (*1959) ist Lyriker und Schauspieler. Einem breiteren Publikum bekannt wurde er durch seine Verkörperung der Titelrolle in Harald Bergmanns preisgekröntem Spielfilm “Brinkmanns Zorn” (2006).

 

„…der dämonische Zug im Wiederholungszwang…“

Notizen zur Stéphane Mallarmés „Le démon de l’analogie“1Franz Kaltenbeck wies mich darauf hin, dass „…der dämonische Zug…“ eine Formulierung Freuds ist.

 

 

 1.

UNHEIMLICHE ANALOGIE

 

„Erklangen von deinen Lippen schon einmal unbekannte Worte, unwillkommene Fetzen eines absurden Satzes?

Ich verließ meine Wohnung und spürte dabei, wie ein Fittich über die Saiten eines Instruments streicht, schleppend und schwerelos, und dann war da eine Stimme, die zu einer absteigenden Tonfolge die Worte sang: ‘Penultima ist tot’, sodaß mit

Penultima

die Zeile schloß und

Ist tot

aus der spannungsgeladenen Schwebe noch sinnloser in die Leere der Bedeutung hinein sich davon ablöste. Ich ging die Straße ein paar Schritte weiter und hörte in der Silbe nul die gespannte Saite des vergessenen Musikinstruments, über das soeben sicherlich ein glorreiches Erinnern mit seinem Fittich oder einem Palmenzweig geglitten war und ich lächelte, den Finger auf dem ingeniösen Kern des Mysteriums, und sehnte mit intellektuellem Aufwand eine andere Spekulation herbei. Der Satz kam wieder, unabweislich; er hatte sich von dem früheren Bild des gleitenden Fittichs oder Zweiges befreit und gewann nun aus der vernommenen Stimme sein Eigenleben, bis er sich endlich aus eigener Kraft behauptete. Ich ging weiter (mich nicht mit einer Wahrnehmung zufrieden gebend), las ihn als ob er am Versende stünde oder versuchsweise in einer anderen Version, wobei ich ihn meinem gewohnten Tonfall anpaßte, bald sprach ich ihn mit einer Pause nach ‘Penultima’, die mir eine quälende Genugtuung bereitete: ‘Penultima’, dann riß ohne Zweifel die Saite des Instruments, so ins Vergessen gespannt bei der Silbe nul, und ich flüsterte wie ein Schlussgebet: ‘Ist tot.’ Ich gab den Versuch nicht auf, zu Betrachtungen zurückzukehren, die mir mehr am Herzen lagen, und machte mir klar, um mich zu beruhigen, daß penultima schließlich ein lexikaler Begriff ist, mit dem man die vorletzte Silbe von Vokabeln bezeichnet, und daß sein Auftauchen ein schlecht loszuwerdendes Überbleibsel einer linguistischen Tätigkeit ist, über deren täglich notwendige Unterbrechung meine anspruchsvolle dichterische Neigung sich beklagt: die besondere Heftigkeit und der Geist der Lüge, die in der Hast der Überzeugung lagen, waren erst recht ein Grund zur Beunruhigung. In meiner Qual entschloß ich mich, die so trübseligen Worte über meine Lippen irren zu lassen und murmelte im Weitergehen mit spürbar kondolierendem Tonfall: ‚Penultima ist tot, sie ist tot, ganz tot, die arme Penultima’, und ich meinte auf diese Weise meiner Erregung Herr zu werden, nicht ohne die geheime Hoffnung, sie in der Zerdehnung der Phrase zu begraben, als zu meinem Entsetzen! – durch eine leicht abzuleitende und nervöse Magie – mir bewusst wurde, während meine Hand sich im Schaufenster eines Ladens spiegelte und dort fast liebkosend über etwas hinglitt, daß ich sogar laut geredet hatte (zum erstenmal und ohne Zweifel das einzige Mal).

Aber nun zeigt sich das unbestreitbare Eingreifen des Übernatürlichen und der Beginn der Angst, unter der sich mein sonst selbstsicherer Geist windet: ich sah, als ich die Augen hob, daß ich in Gedanken in die Straße der Antiquitätenhändler gelangt war und vor dem Geschäft eines Instrumentenmachers stand, der alte an der Wand hängende Musikinstrumente, am Boden liegende vergilbte Palmenzweige und ins Dunkel geflüchtete Fittiche toter Vögel feilbot. Ich floh betroffen, möglicherweise dazu verdammt, um eine unerklärliche Penultima zu trauern.“2Stéphane Mallarmé: “Der Dämon der Analogie” [1874]. In: Sämtliche Dichtungen. Französisch u. Deutsch; mit einer Auswahl … Continue reading

 

Ausschnitt aus “Demon” (1976/77) von Heinz Emigholz (*1948) nach Le démon de l’analogie (1874) von Stéphane Mallarmé ■ Enthalten auf der DVD The Formative Years II → mehr Details

 

2.

Dass eine Sprache nichts für den Missbrauch kann, den einige Subjekte mit ihr treiben, das sollte nicht vergessen sein. Dies gilt auch für diese Textskizze, die sich an Mallarmés oben zitierten meisterhaften, vielschichtigen und schwierigen3Vgl. Jacques Rancière: „Mallarmé ist kein hermetischer Autor, sondern ein schwieriger“. Zitiert nach ders., Mallarmé – Politik der Sirene. … Continue reading Text anschließt, und ihm nicht gerecht werden kann.

Meine Skizze legt ihre Betonung nur auf zwei Aspekte von Mallarmés reichem Text: zum einen auf sein Finale.

Zum anderen: auf die vielfältigen Möglichkeiten ihn auszulegen, was zum Beispiel die vernehmbare Resonanz und das deutliche Resonieren der Sprache in einem Subjekt betrifft, sowie das beharrliche Insistieren und damit die unabweisbare Wiederholung, mit der sich ein Satz unnachgiebig im Subjekt zu Wort meldet und wohin diese ein Subjekt führen kann.

 

 

3.

Sich die Sprache zum Gegner, zum Feind zu machen, einen übermächtigen Aggressor in ihr zu sehen, das kann in Sackgassen führen. W. S. Burroughs notiert: “‚Das’ Wort, eine fremde feindliche Macht, sperrt ‘dich’ in die Zeit ein. In einen Körper. In die Scheiße. Komm da raus, Gefangener. Der Himmel steht sperrangelweit offen. Ich, Hassan i Sabbah, lösche das Wort  für alle Zeiten aus.4William S. Burroughs: Nova Express. In: ders., Werke I. Hrsg. u. übers. von Carl Weissner. Frankfurt am Main 1978, S. 578.

Die Sprache ist durch keine andere ‚Ordnung‘ zu ersetzen, auch wenn sie als das ‚Symbolische‘ im Zusammenhang des ‚Imaginären‘ und des ‚Realen‘ nur einer der drei Ringe ist, die gemeinsam den ‚borromäischen Knoten‘ bilden, dessen topologische Dimensionen Jacques Lacan in seinen Seminaren und Schriften ausgearbeitet hat.5Zu den Begriffen des ‘Imaginären’, ‘Symbolischen’ und ‘Realen’ in der Lehre Jacques Lacans siehe – sehr … Continue reading

Dass es diskursive Gewalten gibt bzw. dass ein Diskurs Gewalten produzieren kann, kann und soll damit nicht in Abrede gestellt werden. Es gibt Gewalten eines Diskurses, und es gibt Diskurse der Gewalt.

 

 

4.

Eine Sprache ist aber nicht rein, nicht vollständig, denn es gibt kein ihr übergeordnetes symbolisches Modell, mit und in dem sich alle ihre kombinatorischen Möglichkeiten widerspruchsfrei abbilden und darstellen lassen; beziehungsweise: diese Versuche führen zu Paradoxien.6An diesen Problemen haben Alfred N. Whitehead, Bertrand Russel und vor allem Kurt Gödel gearbeitet.

Dieser Zusammenhang kann bedeuten, dass ein Sprechen immer einen Rest produziert, einen Rest dessen, der dem Aussagen entgeht. Diese Reste: dieses Ungesagte, dieses

Unausdrückbare können ein wucherndes symbolisches und imaginäres Eigenleben, zum Beispiel im oder als Symptom führen, das ein Subjekt und seinen Körper belästigt, quält, in schwer lösbare Fragen und Widersprüche stürzt und verstrickt und es auf Abwege und in Abgründe führen kann.

Von diesen Wirkungen, die das erzeugt, was sich nicht, nicht mehr, garnicht oder: noch nicht sagen lässt, schreibt Jacques Lacan:

„Und um so greifbar zu machen, dass sich in der Koextensivität der Entwicklung des Symptoms und seiner Auflösung durch die Kur die Natur der Neurose erweist: Ob phobisch, hysterisch oder zwangskrank, die Neurose ist eine Frage, die das Sein für das Subjekt ‚von da aus‘ stellt, ‚wo es war, bevor das Subjekt zur Welt kam‘ (dieser Nebensatz ist der eigentliche Satz, dessen sich Freud bediente, als er dem kleinen Hans den Ödipuskomplex erklärte).“7Jacques  Lacan: „Das Drängen des Buchstabens im Unbewussten oder die Vernunft seit Freud“. In: Schriften I. Aus dem Französischen von … Continue reading

 

„Dichter begehen Attentate gegen die Sprachherrschaft.
Und daher ist es kein Wunder, das sich die Sprache rächt.“
Franz Kaltenbeck

 

5.

Dort, wo die Sprache endet, dort, wo sie nicht hinreicht, an diesen Unorten kann das Subjekt dem Unerträglichen, dem Realen begegnen und ihm ausgesetzt sein, dort herrschen Krieg, Tod, nackte Gewalt.

Auch in diesem Sinne bedeutet es und ist es also mindestens ein Irrtum, anzunehmen zu wollen, das Erreichen eines „wortlose[n] Zustand[es]“8Rolf Dieter Brinkmann: “Spiritual Addiction – Zu William Seward Burroughs’ Roman Nova Express” [1970]. In: ders., Der Film in … Continue reading, eines sprachlosen Raumes bedeute als Ziel so etwas wie das Erreichen eines friedlichen, zärtlichen, in gewissem Sinne:‚natürlichen’ Zustandes. Das Gegenteil davon ist der Fall.9Hatte sich der Dichter, Schriftsteller, Übersetzer und Photograph Rolf-Dieter Brinkmann (1940-1975), angefeuert auch durch die Schriften, Ideen und … Continue reading

Zum einen in dem Sinne, den Heinrich von Kleist am Ende seiner Schrift „Über das Marionettentheater“ so fixiert:

„Mithin, sagte ich ein wenig zerstreut, müßten wir wieder von dem Baum der Erkenntnis essen, um in den Stand der Unschuld zurückzufallen?

Allerdings, antwortete er; das ist das letzte Kapitel von der Geschichte der Welt.“10 Heinrich von Kleist: “Über das Marionettentheater”. In: ders., Sämtliche Werke und Briefe. München 2008, 2. Band, S. 338–345, S. 345.

Zum anderen: je mehr die Worte attackiert werden, je intensiver man sie abschaffen will, desto genauer schlagen sie zurück. Und dies in mehrfachem Sinne.

 

Erstens

Ein Satz, der sich – siehe Mallarmés Text – permanent wieder und wieder von selbst meldet, kann nicht dadurch zum Verschwinden gebracht werden, dass man versucht, ihn mit bewusster Gedankentätigkeit zu überlisten, indem man ihn z.B. zerdehnt oder schnell oder wie beiläufig und scheinbar gedankenlos spricht oder versucht, ihn als Vers zu skandieren.

Dieser Satz erhebt sich, steht immer wieder von neuem auf wie es der Geist der ehemaligen Hausherrin von Manderley, Rebecca de Winter in Hitchcocks Film Rebecca tut: in den unzähligen Monogrammen mit dem Buchstaben „R“ und den ineinander verschlungenen Buchstaben „RW“; in den Sätzen, Gedanken und Ritualen der Hausangestellten, allen voran der dämonischen Mrs. Denvers; und in den seit dem Todes der Hausherrin unverändert und unbenutzt belassenen Räumen des Westflügels des großen Anwesens.11Vgl. Alfred Hitchcock: Rebecca (1940), mit Laurence Olivier und Joan Fontaine in den Hauptrollen. – Franz Kaltenbeck danke ich für seinen … Continue reading

 

Zweitens

Sigmund Freud schreibt in seinen „Bemerkungen über einen Fall von Zwangsneurose“ von dem Insistieren des Wortes „nicht“ wie folgt:

„Der Konflikt zwischen Liebe und Hass tat sich bei unserem Patienten auch durch andere Anzeichen kund. Zur Zeit seiner wiedererwachenden Frömmigkeit richtete er sich Gebete ein, die allmählich bis zu 1 1/2 Stunden in Anspruch nahmen, weil sich ihm – ein umgekehrter Bileam – in die frommen Formeln immer etwas einmengte, was sie ins Gegenteil verkehrte. Sagte er z.B. „Gott schütze ihn“ – so gab der böse Geist ihm ein „nicht“ dazu.“12Sigmund Freud: Gesammelte Werke. Frankfurt 1999, Band VII, S. 415.

Dass dieses Insistieren aus dem Unbewussten kommt, darauf weist Jacques Lacan hin: “ Das zweite Seminar hat den Faktor (facteur) der Insistenz im Wiederholen (insistance répétetitive) als aus dem Unbewussten stammend herausgestellt.“13Jacques Lacan: “Sitzung vom 6. November 1957”. In: ders., Das Seminar, Buch V (1957-58): Die Bildungen des Unbewussten. Aus dem … Continue reading

 

„…Bin Ich flam-/ mend ein Wort dem gar / nichts entspricht,…“
Rolf Dieter Brinkmann

 

Drittens

Die Worte wehren sich in dem Sinne, indem sie etwas produzieren, dass Stéphan Mallarmé als ‘Dämon der Analogie’ (oder ‚Dämonische Analogie’) markiert hat.14Im Französischen lautet der Titel von Mallarmés Text „Le démon de l’analogie“; siehe Anm. 2, S.134. Wie verhält sich das „Dämonische“ zum „Unheimlichen“; ist es  umfassender oder auf welche Weise anders als dieses?

Denn es kann und manchmal wird das Subjekt dem, was die Worte bezeichnen, oder was sie an Sinnrichtungen in ihren grammatischen Strukturen mit sich führen, in der Wirklichkeit begegnen. Ob dem, dem es in der Wirklichkeit dann begegnen kann oder begegnet, ein Wirkliches oder ein Reales ist, das zeigt sich. Die Worte können ein Ereignis, das Ereignis initiieren (hervorbringen, erzeugen), dem das Subjekt begegnet, das es treffen kann und trifft.

Mit welcher Wucht es einen trifft, ob es, wie im Falle von Mallarmes ‘Gedicht in Prosa’, das „…Geschäft eines Instrumentenmachers…“ ist, „…der alte an der Wand hängende Musikinstrumente, am Boden liegende vergilbte Palmenzweige und ins dunkel geflüchtete Fittiche toter Vögel feilbot.“15Stéphane Mallarmé: Sämtliche Dichtungen (wie Anm. 2), S. 137. – , oder ob es, wie im Falle des Rolf Dieter Brinkmann, ein schwarzes Taxi in London ist, „…im Rechtsverkehr vor SHAKESPEARES PUB…“16Heiner Müller: “Die Wunde Woyzeck” [1984]. In: ders., Werke 8: Schriften. Frankfurt am Main 2005, S. 281-283, S. 282. – Rolf Dieter … Continue reading

„Dichter begehen Attentate gegen die Sprachherrschaft. Und daher ist es kein Wunder, das sich die Sprache rächt.“17Franz Kaltenbeck: Reinhard Priessnitz. Der stille Rebell: Aufsätze zu seinem Werk. Graz/Wien 2006, S. 74.

Oder, dieser Zusammenhang von Seiten des Subjekts her formuliert:

„Die Lehre vom Todestrieb besagt, dass wirkliches Sprechen das Subjekt in Todesgefahr bringt. Es hat aber keine Wahl. Es muss sprechen. Welches Sprechen wäre aber wirklicher als das des Dichters?“18Kaltenbeck, Reinhard Priessnitz, a.a.O., S. 58

 

Viertens

Rolf Dieter Brinkmanns Buch Schnitte19Rolf Dieter Brinkmann: Schnitte. Reinbek b. Hamburg 1988. zeigt den Krieg, der in dem Moment einsetzt, in dem ein Subjekt versucht, die Sprache, ihr grammatisches Regelwerk zu demolieren, perforieren, durchlöchern, zu beschneiden und zerschneiden. Dringt das ‚Reale‘ (im Sinne Jacques Lacans) dann doch genau durch diese Löcher und Schnittstellen aus dem Text und in den Text, zersetzt und durchlöchert ihn, löst ihn auf mit der ihm eigenen, nicht zu kontrollierenden Gewalt.

Spätestens seit dem Jahr neunzehnhunderteinundsiebzig ist es signifikant für die Arbeit des Schriftstellers Brinkmann, sich diesem Schnittfeld, diesem Schlachtfeld zwischen Sprache (Symbolischem) und Realem im Schreiben schonungslos ausgesetzt zu haben. Dieses Reale ist ‚…der Bereich dessen…, was außerhalb der Symbolisierung fortbesteht.“20Jacques Lacan: „Antwort auf den Kommentar von Jean Hyppolite über die ‚Verneinung‘ von Freud“ [1956]. In: ders., Schriften I. Wien 2016, S. … Continue reading Und diesem Realen, das er provozierte, fiel er zum Opfer. Schnitte ist ein „Totenbuch“, wie seine Titelseite zu lesen und zu sehen gibt. Diesen Tod traf Brinkmann überall; sein nicht beendetes Buch ist das Zeugnis eines seinen ‚Autor‘ attackierenden Schreib-Experiments, dessen Zustand ein mehr und mehr entflammter: „…Bin Ich flam-/ mend ein Wort dem gar / nichts entspricht,…“. 21Brinkmann, Schnitte (wie Anm. 19), S. 45.

 

Cover Schnitte

Rolf Dieter Brinkmann: Schnitte (entst. 1973/4, posthum veröffentlicht 1988) // Anklicken zum Vergrößern.

 

6.

In diesem, im Falle des Rolf Dieter Brinkmann tödlichen Aufeinandertreffen von Sprachdeterminierung und Zufall – das Auto als ein Erdgeschoss, das ihn traf – , ereignet und vollzieht sich das Dämonische; genauer:  „…der dämonische Zug im Wiederholungszwang.“22Franz Kaltenbeck: „Das Unverständliche – Können klinische Gespräche mit Gewalttätern (Mord, Infantizid, Kinderschändung) zur Erforschung der … Continue reading

Lacan erweist Mallarmé seine Referenz in folgender Passage, mit der mein Text hier enden muss:

„Die einzige absolute Aussage zu dem Thema stammt von einem, der es rechtens wissen muss: daß kein Würfelwurf im Signifikanten jemals den Zufall wird auslöschen können – weil nämlich, wie wir ergänzen können, kein Zufall außerhalb einer Sprachdeterminierung existiert, und zwar unter welchem Aspekt man ihn auch betrachten mag: als Automatismus oder als Aufeinandertreffen.“ 23Jacques Lacan: „Die Metapher des Subjekts“. In: ders., Schriften II. Weinheim, Berlin 1991, S. 56-59, S. 59.

 

Zweite, durchgearbeitete Fassung eines in seiner Erstfassung zwischen dem 2. und dem 30. August 2014 notierten, bisher unveröffentlichten Textes. Christine Ratka und Roberto Di Bella möchte ich für ihr Interesse an meinem Text danken. ■ 8./10. Mai 2020; Eckhard Rhode

Inzwischen ist eine (erweiterte) französische Fassung des Essays erschienen, in einer Übersetzung von Isabelle Lacour. Vgl. « …le caractère démoniaque de la compulsion de répétition… ». « Le démon de l’analogie » de Mallarmé, lu avec Schnitte de Rolf Brinkmann. In: Savoir et clinique. Revue de psychanalyse. 2021/1 (N° 28: “masque et mascarade”), p. 124-130. → zur Website

 

Zur Person
Eckhard Rhode, geb. 1959 in Oldenburg i.O., Schauspieler, Lyriker, Gastronom. Lebt und arbeitet seit 1980 in Hamburg. Als Schauspieler Zusammenarbeit mit den Regisseuren Klaus Wyborny und Heinz Emigholz (u.a. Wiese der Sachen, Der zynische Körper). In Harald Bergmanns Film Brinkmanns Zorn (2006, Grimme-Preis 2009) verleiht er der Originalstimme Brinkmanns eine bis in die Atemzüge lippensynchrone körperliche Präsenz. Über die Rolle wie auch seine Beziehung zu Person und Poetik Brinkmanns gibt er ausführlich Auskunft in einem Gespräch mit Gunter Geduldig (→ hier auf dem Blog nachzulesen). Siehe auch seine Antworten auf “Vier Fragen zu Brinkmann” → zum Fragebogen

 

Anmerkungen[+]

Über Roberto Di Bella

Dr. Roberto Di Bella: Literaturwissenschaftler & Kulturvermittler
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