Julia Trompeter

Vier Fragen zu Rolf Dieter Brinkmann

Julia Trompeter

Julia Trompeter // Foto: Peter Susewind

1. Wie bist Du auf Rolf Dieter Brinkmann aufmerksam geworden?
Ich habe seinen Roman Keiner weiß mehr gelesen. Das muss so Anfang der zehner Jahre des neuen Jahrtausends gewesen sein, also relativ spät. Wie genau das kam, „weiß keiner mehr“ – zumindest ich nicht.

2.    Welcher seiner Texte hat Dir am besten gefallen?
Am besten gefallen hat mir tatsächlich  Keiner weiß mehr, obwohl ich selbst damals ausschließlich Lyrik produziert habe, und auch Brinkmanns Lyrik sehr mochte. Aber der Roman hat so eine wahnsinnige Traurigkeit ausgestrahlt, fand ich, und eine Stimmung transportiert, die man heute kaum noch mit Köln in Verbindung bringen würde. Das hat was von Heißes Pflaster Köln, diesem Kinokrimi aus den späten 60ern, nach dem man Köln auch als „Chicago am Rhein“ bezeichnet hat. Also Prostitution, Kriminalität, mafiöse Strukturen usw. Und diesen Charme hat der Roman auch, obwohl das eigentliche Drama natürlich nicht auf der Straße stattfindet, sondern hinter der Wohnungstür beginnt. Apropos Straße: Was ich auch sehr liebe, sind Brinkmanns Tonbandaufnahmen. „Dieser Scheißhimmel über dieser Scheißstadt“ oder so ähnlich, das sage ich mir zu bestimmten Jahreszeiten mehrmals täglich auswendig auf, und das will was heißen. Schillers „Glocke“ kann ich hingegen nicht.1Siehe hierzu die Edition Wörter Sex Schnitt. Originalaufnahmen 1973. 5 CDs (ca. 360 Min.). München: Intermedium Records 2005. Zu dem von Julia … Continue reading

3. Was hättest Du Brinkmann gerne noch persönlich gesagt?
„Pass’ auf dich auf, mach’ die Augen auf!“, oder so was. Ich finde der Straßenverkehr ist eine fatale Falle und Weniges auf der Welt sinnloser, als in ihm sein Leben zu lassen.

4. Ergänze bitte folgenden Satz: Rolf Dieter Brinkmann ist…
… ein Schriftstellermensch, der eine große Lücke hinterlassen hat.

Zur Person
Julia Trompeter, geboren 1980 in Siegburg. Studium der Philosophie und Germanistik in Köln. Promotion im Fach Philosophie, zunächst in Berlin, dann in Bochum. Zur Zeit PostDoc in Antiker Philosophie an der Universität Utrecht. Schreibt Lyrik und Prosa. 2010 Finalistin des Open Mike, 2012 Rolf-Dieter-Brinkmann Stipendium der Stadt Köln. 2013 erhielt sie für ihren Debütroman Die Mittlerin (Schöffling & Co. → zur Leseprobe) eine Förderung der Kunststiftung NRW und 2014 den Förderpreis des Landes NRW für junge Künstlerinnen und Künstler. Zuletzt erschienen sind: Frühling in Utrecht. Roman. Schöffling & Co. 2018 (→ zur Leseprobe) und Versprengtes Herz. GedichteSchöffling & Co. 2023 (→ zur Leseprobe).

 

Mehr Informationen
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Über Roberto Di Bella

Dr. Roberto Di Bella: Literaturwissenschaftler & Kulturvermittler
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