Vier Fragen zu Rolf Dieter Brinkmann

Dieter M. Gräf // Foto: Nina Zlonicky
1. Wie bist Du auf Rolf Dieter Brinkmann aufmerksam geworden?
Er war immer irgendwie da.
2a. Welcher seiner Texte hat Dir am besten gefallen?
Ein paar Gedichte aus Westwärts 1&2, besonders seine Han-Shan-Improvisation. Das ist ein öffnendes Gedicht und reifer als formal noch anregendere Gedichte in dem Band, mit ihrer Parallelstruktur.1Vgl. dort das dreiteilige Gedicht „Improvisation 1, 2 & 3 (u.a. nach Han Shan)“ (Anm. R. Di Bella).
b. Was macht Brinkmanns Texte aktuell und was wird nach Deiner Meinung davon bleiben?
Ihre Echtheit, ihr Furor, ihre aufrichtige Suche, ihre Grenzgänge, auch zu anderen Medien, ihre Kühnheit, auch formal. Der Respekt vor dieser Haltung wird bleiben, weniger ein „Meisterwerk“. Ich sehe ihn als Vorbereiter, der anderen Möglichkeiten aufzeigt, nicht als Vollender.
3. Was hättest Du Brinkmann gerne noch persönlich gesagt?
Das ist nicht die Ebene, auf der ich mit Brinkmann verkehre.
4. Ergänze bitte folgenden Satz: Rolf Dieter Brinkmann…
… ist ein unvollkommener Dichter, der vollkommenere überleben wird.
Zur Person
Dieter M. Gräf, geb. 1960 in Ludwigshafen am Rhein, lebt als Dichter und Projektkünstler in Berlin, zuvor lange Jahre in Köln. Stipendien, Förderpreise, Preise, u. a. Rolf-Dieter-Brinkmann-Stipendium der Stadt Köln (1995). Gedichtbände in Deutschland (Suhrkamp, FVA), USA (Green Integer), Kroatien (Durieux/P.E.N.) und Frankreich (Alidades), Kataloge in Deutschland (Wunderhorn) und China (Three Shadows Photography Art Centre). Zuletzt erschienen sind Falsches Rot. Brueterich Press 2018, Versetzung des Hirschs in die Dose. Frühe Gedichte in Neufassung. Moloko Print 2022 (→ Rezension von Michael Braun) sowie Im Coronamärz ging ich… zur Bäckerei, zum Supermarkt, ums Karree & fotografierte dies, im April dito. Moloko Print 2023. Zur Website des Autors. Für weitere Texte und Töne siehe auf poetenladen.de, literaturport.de und lyrikline.org.
Siehe auf diesem Blog außerdem
Dieter M. Gräf: „‚Jeder ist seine Insel…‘ . Werkstattgespräch mit Roberto Di Bella“ (April 2002) → zum Interview
Weitere Materialien
„Der nördliche Beat: Dieter M. Gräf über Rolf Dieter Brinkmann“. In: Kölner Stadt-Anzeiger. 5./6. August 1995, S. 39.
Dieter M. Gräf: „Das auf den Rücken gefallene E ist ein doppeltes U – Anmerkungen zu Pop, Brinkmann“. In: Rolf Dieter Brinkmann: Blicke ostwärts – westwärts. Hrsg. von Gudrun Schulz und Martin Kagel. Vechta: Eiswasser Verlag 2001, S. 175-182.
Dieter M. Gräf: „’Die Literatur muß verschwinden‘ : der Schriftsteller Rolf Dieter Brinkmann bleibt“. In: Sprache im technischen Zeitalter (SpritZ). 2015, Vol. 53 (215), S. 347-358.
Michael Braun: „Die große Chance: Wie ich lebe und warum. Rolf Dieter Brinkmann und Dieter M. Gräf als Fotokünstler“ [Rezension des Kataloges Die große Chance, s.u.]. In: Signaturen. Forum für autonome Poesie (2017) → zur Rezension
Dieter M. Gräf: „Nachtrag, Rolf Dieter Brinkmann betreffend“ [Langgedicht]. In: Falsches Rot. Berlin: Brueterich Press 2018, S. 180-182. Auch in: Über die Verhältnisse. 30 Jahre Literatur-Atelier Köln. Hrsg. von Bettina Hesse und Liane Dirks. Weilerswist-Metternich: Dittrich 2019, S. 196-200.
● Veröffentlicht: 20. Juni 2014, aktualisiert: 17.07.2025
Anmerkungen