Vier Fragen zu Rolf Dieter Brinkmann

Ulrike Pfeiffer // Selbstporträt 1981
1. Wie hast Du Rolf Dieter Brinkmann kennengelernt?
Ich habe Rolf Dieter mit 17 in Köln kennengelernt – über persönliche Kontakte wie Rolf Eckart John, Ralf-Rainer Rygulla, meine Schwester Linda… Doch erst Jahre später habe ich verstanden, was er eigentlich gesagt und geschrieben hat. Ich habe auch die Poesie seiner Sprache erst später empfinden können.
2. Welcher seiner Texte hat Dir am besten gefallen?
Ein Schlüsselwerk war für mich die Text-Bild-Montage Aus dem Notizbuch 1972/73 Rom World’s End, entstanden während seines Aufenthalts in der Villa Massimo in Rom. Ich habe Rolf Dieter in diesen Texten und Fotografien wahrgenommen, wie jemand der über den Dingen schwebt, wie eine Art Engel ‚mit Schwert‘, der versucht die Menschen wachzurütteln, um auf das aufmerksam zu machen, was nicht stimmt auf dieser Welt.
3. Was hättest Du Brinkmann gerne noch persönlich gesagt?
Eigentlich habe ich ihm immer alles gesagt, was ich denke und heute nicht das Gefühl, dass ich etwas versäumt hätte. Er hat gerne zugehört und war immer neugierig und offen für alles, was andere dachten.
4. Ergänze bitte folgenden Satz: Rolf Dieter Brinkmann…
… hat trotz der Radikalität seiner Texte nie die Schönheit der Sprache aus den Augen verloren. Wie ein Wesen aus einer anderen Dimension und gleichzeitig ganz nah, im Zentrum des Augenblicks, hat er Dinge gesehen, die andere nicht sehen konnten. Das, was er gesehen hat, hat er poetisch und gleichzeitig kompromisslos beschrieben.

R. E. John und R. D. Brinkmann, Köln/Engelbertstraße, 1968-1969 // Kleinbild-Kontaktbogen // Fotos: Ulrike Pfeiffer
Zur Person
Ulrike Pfeiffer, geboren 1951 in Korbach, Kreis Waldeck. Fotografenlehre in Köln, anschließend 1974-1978 Studium der Künstlerischen Fotografie an der Fachhochschule für Kunst und Design in Köln. 1979-1984 Filmstudium an der Deutschen Film- und Fernsehakademie in Berlin. Auslandsaufenthalte in Frankreich und Brasilien. Seit 1984 in Hamburg lebend. Arbeit als freie Fotografin und Kamerafrau. Eigene Filme als Regisseurin und Produzentin in den Formaten 8mm, Super-8, 16mm, 35mm und Video (siehe die Filmografien in den angegebenen Links). Zuletzt entstanden ihre Dokumentarfilme Werner Nekes – Das Leben zwischen den Bildern (Deutschland 2016/17) und Die fabelhafte Welt des Dr. Cadéot (Deutschland 2020-24).
2020 erschien, aus Anlass des 75. Geburtstags von Rolf Dieter Brinkmann, ein Fotobuch mit zahlreichen, bislang unveröffentlichten Aufnahmen aus dem 1969, die Ulrike Pfeiffer (damals in der Ausbildung zur Fotografin) von Brinkmann in seiner Kölner Wohnung gemacht hat. Ulrike Pfeiffer: Rolf Dieter Brinkmann. Engelbertstraße 65, vierter Stock Köln 1969. Nachwort von Friedrich Wolfram Heubach. belleville Verlag 2020. Besprechungen des Bandes gibt es u.a. von Martin Oehlen und Linda Pfeiffer. Aus Anlass des 50. Todestags und 85. Geburtstags von Rolf Dieter Brinkmann präsentiert sie eine Auswahl der damaligen Fotografien als Ausstellung in der Kölner Galerie formformsuche (6. bis 27. September 2025). Siehe hierzu auf diesem Blog auch den Text von F. W. Heubach mit Beispielbildern.
Mehr Informationen
www.ulrikepfeiffer.com
www.filmportal.de
● Veröffentlicht: 5. April 2015, aktualisiert: 01.09.2025