Vier Fragen zu Rolf Dieter Brinkmann

Gunter Geduldig // Foto: Privat
1. Wie bist du Rolf Dieter Brinkmann aufmerksam geworden?
Durch reinen Zufall – so wie sich in den meisten Fällen das Wichtigste und Beste im Leben dem puren Zufall verdankt. Brinkmann trat in mein Leben durch Keiner weiß mehr, das sich mein jüngerer Bruder zu Weihnachten 1968 gewünscht hatte.
2. Welcher seiner Texte hat dir am besten gefallen?
„Mondlicht in einem Baugerüst“, „Schattenmorellen“ und „Meine blauen Wildlederschuhe“ waren für mich während einer bestimmten intensiven Lebensphase Gedichte, die mich bis in den Schlaf verfolgten. Das schaffen sonst nur Musikstücke.
3. Was hättest du Brinkmann gerne noch persönlich gesagt?
Nimm’s gelassen und ärgere Dich nicht allzu sehr, wenn Dich heute (fast) nur noch die Germanisten lesen.
4. Ergänze bitte folgenden Satz: Rolf Dieter Brinkmann…
… ist tot. Dass die Germanisten verbissen sein Werk sezieren, macht ihn nicht lebendiger. Es gab einige wunderbare Jahre, während derer Literaturfreunde ihn lebendig hielten. Da stand er deutschlandweit im Fokus einer lebhaften ihm gewidmeten Literaturszene. Noch bis vor kurzem erinnerten szenische Lesungen und Bühnenbearbeitungen an ihn. Bergmanns Film Brinkmanns Zorn – ein letztes Auflodern vor dem terminalen Erlöschen.
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Zur Person
Dr. Gunter Geduldig, geboren 1947 in Aachen. Studierte Philosophie und Germanistik. 1978-2013 Leiter der Universitätsbibliothek Vechta, an der er die Archiv- und Dokumentationsstelle Rolf Dieter Brinkmann einrichtete. Er war zudem Mitbegründer und langjähriger Vorsitzender der nunmehr aufgelösten Rolf-Dieter-Brinkmann-Gesellschaft e.V. (1992-2012). Zahlreiche eigene Publikationen zu Leben und Werk Rolf Dieter Brinkmanns, zuletzt mit Jan Röhnert als Herausgeber eines zweibändigen Handbuchs zur Lyrik des Autor (Rolf Dieter Brinkmann: Seine Gedichte in Einzelinterpretationen. 2 Bände. Berlin u.a.: de Gruyter 2012 → Leseprobe). Nach seiner Pensionierung zog er mit seiner Ehefrau, der Buchhändlerin Ursula Schüssler, nach Mecklenburg-Vorpommern. Dort ist er am 29. Juli 2025 im Alter von 78 Jahren verstorben → Nachrufe der Universität Vechta sowie von Marco Sagurna
Weitere Informationen
Gunter Geduldig: „Rolf Dieter Brinkmann“. In: Klaus Seehafer (Hg.): Dichter, Denker, Eigenbrötler. 30 niedersächsische Klassiker. Leer: Leda-Verlag 2003, S.304-312. →
Download [3,8 MB]; Online-Fassung des Essays hier.
Im Gespräch mit Eckhard Rhode, Lyriker und Schauspieler, über dessen Hauptrolle im Film Brinkmanns Zorn (2006/07) → zum Interview auf diesem Blog
Im Gespräch mit Henning John von Freyend, Künstler und enger Weggefährte Brinkmanns → zum Interview auf diesem Blog
● Veröffentlicht: 23. Februar 2015, aktualisiert: 03.11.2025
